Erfolgsserie

Die «Holzfäller»-Familie

Warum gibt es so viele Holzfäller? Nebst dem guten Verdienst, gibt es mehrere Gründe, warum Hodler seine Werke eigenhändig kopiert.

Produktion am laufenden band

Hodler malt den Holzfäller in drei Grössen und 18 Varianten. Es gibt verschiedene Gründe, warum Ferdinand Hodler seine eigenen Werke kopiert. Diese sogenannten Repliken können dazu dienen, noch während des Arbeitsprozesses an einem anderen Bild eine Variation zu testen und das Motiv weiterzuentwickeln. Repliken sind aber auch ökonomisch sinnvoll: Sie sind viel schneller hergestellt als die erste Fassung, bei der das Motiv erarbeitet werden muss, und können unabhängig von Modell und Wetter jederzeit im Atelier gefertigt werden. Denn mit zunehmendem Erfolg gerät Hodler unter Zeit- und Produktionsdruck, neue Werke sind im Nu verkauft.

« L’œuvre de Hodler est un titre de Bourse ! Tout le monde spécule ! […] C’est une fièvre, c’est : l’Hodleromanie ! »

Louis Baudit, «Ferdinand Hodler», in: ABC, 06./07.1912, S. 1–3.

Leichtes Spiel für Fälscher

Louis Baudit erwähnt in seinem enthusiastischen Artikel die Präsentation des «berühmten Holzfällers» in der Galerie Miethke in Wien und nimmt den Künstler gleichzeitig gegen die Kritik in Schutz, er produziere Massenware für den Markt. Diese Kritik kommt auf, weil Hodler immer häufiger umfangreichere Serien eines Motivs malt. So schreibt der Künstlerkollege Cunot Amiet an Giovanni Giacometti: «Er fängt an, sich affenmässig zu kopieren.» Der Holzfäller ist aber mit knapp zwanzig Versionen nicht Hodlers umfangreichste Serie. Von der Stockhornkette mit Thunersee existieren sogar dreissig Ausführungen.

Die hohen Preise – 1911 verlangt Hodler für einen Holzfäller 15’000 Franken – und die vielteilige Serie machen es attraktiv und leicht, Fälschungen in den Kunstmarkt einzuschmuggeln. Bereits 1912 muss Ferdinand Hodler als Zeuge in einem Prozess zu einem gefälschten Holzfällers aussagen. Die vielen Varianten führen auch zu Verwechslungen, tun dem Erfolg des Holzfällers jedoch keinen Abbruch.