Motiv
Ein Hodler im Portemonnaie
Ferdinand Hodler gestaltet ab 1908 die ersten 50er- und 100er-Banknoten der noch jungen Nationalbank: Von 1911 bis 1958 hat jede Schweizerin, jeder Schweizer einen Hodler im Portemonnaie.
Erste nationale Banknoten
Die Schweizer Nationalbank wird 1905 gegründet. Nun ist nur noch sie berechtigt, Banknoten drucken zu lassen. Eine ihrer ersten wichtigen Aufgaben ist die Herausgabe einer neuen, einheitlichen regulären Banknotenserie, für die eine Expertenkommission eingesetzt wird.
Bundesrat Comtesse fragt Ferdinand Hodler 1908 an, ob er bereit sei, «ein oder zwei Zeichnungen» anzufertigen. Gesucht ist ein Motiv, das technische Qualität mit nationalem Charakter und künstlerischem Wert vereint.
Für die 100-Franken-Banknote präsentiert Hodler eine Skizze des Mähers, mit dem ein über Jahr dauerndes Seilziehen mit der Kommission um das Motiv beginnt. Für die 50-Franken-Note wünscht sich die Kommission einen Winzer, doch Hodler schlägt einen Holzfäller vor. Er macht unzählige Entwürfe, arbeitet mit einem jüngeren und einem älteren Modell, und lässt den Holzfäller im Buchen- und im Tannenwald werken. Zudem arbeitet Hodler mit Fotografien seiner Zeichnungen, an denen er das Motiv weiter bearbeitet und ausfeilt. Dafür nutzt er einerseits die Originalgrösse der Zeichnung, aber auch das Banknotenformat. Auch wenn Der Holzfäller auch nicht alle Kommissionsmitglieder restlos überzeugt, wird schneller eine Lösung gefunden. Hodler berücksichtigt die Anforderung an die Fälschungssicherheit besser, indem er einen strukturierteren Wolkenhimmel zeichnet.
Als die beiden Noten Ende 1911 auf den Markt kommen, hagelt es Kritik und auch Hodler selbst ist mit der Umsetzung der Figuren auf der Banknote unzufrieden: Er sieht sie nicht mehr als seine Werke.
«Und da ich gerade am Schreiben bin, möchte ich Sie noch fragen, ob Sie vielleicht gedenken, das Verso Ihres Hunderter-Entwurfes als Bild zu malen, und, wen ja, zu welchem ungefähren Preise Sie mir es zu überlassen eventuell bereit wären?»
Theodor Reinhart an Ferdinand Hodler, 11.03.1909
Aus dem Portemonnaie auf die Wand
Schon im März 1909 fragt Theodor Reinhart, ein Mitglied der Banknotenkommission, Hodler an, ob er ihm ein Ölgemälde des Mähers malen würde. Kurz darauf wünscht Reinhart gleich auch noch einen Holzfäller in Öl.
Hodler fühlt sich in diesem Medium freier und experimentiert mit Format und Motiv. Er wechselt vom Quer- in ein Hochformat und streckt die Figur. Der Axtschlag bekommt mehr Dynamik und wirkt dramatischer. Nun holt der Holzfäller mit so viel Schwung aus, dass sich der Fuss vom Boden löst. Der angehauene Baum übernimmt die angedeutete Diagonale der Axt. Das Motiv wird zu einer von Hodlers beliebtesten Bildfindungen. Bald folgen weitere Holzfäller, in denen die Landschaft, die Jahreszeit oder auch der Gesichtsausdruck variieren.